Chimborazo Besteigung

Unser Erfahrungsbericht über die Chimborazo Besteigung

Der höchste Berg Ecuadors ist der Chimborazo-Vulkan

Kurz und knackig

  • Der Chimborazo Vulkan ist Ecuadors höchster Berg und die Besteigung auf den Gipfel ein einzigartiges Erlebnis.
  • Wir erklären dir in diesem Artikel, welche Voraussetzungen und Vorbereitung du für die Gipfelwanderung brauchst.
  • Wir haben den Chimborazo bei unserer Ecuador-Reise bestiegen, berichten dir hier von unserer Erfahrung und geben dir persönliche Tipps, damit du es bis auf den Gipfel schaffst.
  • Das war ein erster Überblick darüber, was dich in diesem Artikel erwartet. Jetzt geht’s aber los mit unseren Tipps für die Besteigung auf den Chimborazo.

Was ist der Chimborazo?

Der höchste Berg Ecuadors ist der Chimborazo-Vulkan
Der Chimborazo-Vulkan ist bereits von unten ganz schön beeindruckend

Der Chimborazo ist ein Vulkan, der mit 6.263 Metern der höchste Berg Ecuadors ist. Noch dazu ist er der Punkt der Erde, welcher der Sonne am nächsten liegt. Vom Erdmittelpunkt gemessen ist er sogar höher als der Mount Everest.

Der Chimborazo ist inaktiv und liegt etwa 200 Kilometer südlich von Quito. Er ist eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Ecuadors und im Nationalpark rund um den Vulkan kann man super viele Aktivitäten unternehmen.

Die mit Abstand krasseste Aktivität ist die Besteigung des Gipfels. Wir haben den Chimborazo bestiegen und sagen dir direkt vorweg: Sie war eines der absoluten Highlights auf unserer gesamten Südamerika-Reise.

Wann ist die beste Reisezeit für den Chimborazo?

Die Besteigung des Chimborazos ist fast ganzjährig möglich. Das Wetter ist hier beständiger als bei anderen Vulkanen in Ecuador.

Die besten Monate sind von September bis Dezember, da dort viel Schnee liegt. Das erleichtert die Wanderung und zudem ist es windstill. Auch die Monate Mai bis Juli sind super geeignet, da du hier viel Sonnenschein hast. Von Januar bis April kannst du die Besteigung ebenfalls machen.

Nicht empfehlenswert ist der August, denn dann ist es sehr windig. Manchmal ist der Wind so stark, dass die Besteigungen abgesagt werden müssen.

Welche Voraussetzungen brauchst du für die Besteigung?

Die Chimborazo Besteigung ist nichts, was du einfach mal so machen kannst. Als wir den Vulkan bestiegen haben, hat es die Hälfte aller Leute, die den Aufstieg versucht haben, nicht bis nach oben geschafft.

Unterschätze die Wanderung bitte nicht, sonst wirst du am Ende enttäuscht sein, falls du es nicht schaffst.

Diese Voraussetzungen solltest du mitbringen:

  • Sehr gute körperliche Fitness
  • Wander- und Bergerfahrung
  • Erfahrung in hochalpinen Gebirgen (über 4.000 Metern)
  • Sehr gute Akklimatisierung
  • Mentale Durchhaltekraft

Brauchst du einen Guide?

Ja, du brauchst einen Guide, um den Chimborazo zu besteigen. Daher musst du dir für die Chimborazo-Besteigung vorher eine Tour mit Guide buchen. Die meisten Agenturen, die die Besteigung anbieten, sind in Riobamba.

Wir haben sie im benachbarten Ort Baños mit Nato – Guia de los Cumbres gebucht und waren super zufrieden mit unserem Guide. In Riobamba empfehlen wir dir Fabian Chuto. Wir haben ihn auf der Schutzhütte getroffen und er ist ein sehr erfahrener Guide.

Ein Guide sollte höchstens für zwei Personen zuständig sein. Falls du mit jemandem zusammen gehen möchtest, ist es wichtig, dass ihr das gleiche Fitnesslevel habt. Das liegt daran, dass du unbedingt deinen persönlichen Rhythmus laufen solltest und zum anderen musst du mit der anderen Person umdrehen, falls sie es nicht bis zum Gipfel schafft.

Daher empfehlen wir dir, einen Guide pro Person zu nehmen – auch wenn das deutlich teurer ist. Die Touren kosten pro Person etwa 500-600 Dollar und wenn ihr euch den Guide teilt 300-400 Dollar pro Person.

Wie bereitest du dich auf die Chimborazo Besteigung vor?

Der Vulkan Cotopaxi in Ecuador
Zum Akklimatisieren kannst du den beliebten Cotopaxi-Vulkan besteigen

Das A und O für die Chimborazo Besteigung ist eine sehr gute Akklimatisierung. Die Höhe ist die größte Schwierigkeit bei der Wanderung.

Du kannst dich bereits Wochen im Voraus darauf vorbereiten, indem du andere Wanderungen auf Höhen über 3.000 Metern machst. Super Möglichkeiten dazu hast du in Südamerika, zum Beispiel in Peru:

Eine Alternative ist auch die Besteigung des Huayna Potosi in Bolivien, der Berg liegt bei La Paz.

Direkt vor der Chimborazo-Besteigung solltest du mindestens 5 Tage im Hochland übernachten. Gut geeignet sind Quito (2.850m), Cuenca (2.560m), Riobamba (2.754m) oder Baños (1.820m).

Innerhalb dieses Zeitraums solltest du zudem eine Wanderung auf über 4.000 Meter Höhe machen.

Du kannst zum Beispiel auf die Vulkane Tungurahua (5.023m), Cotopaxi (5.897m) oder Illiniza (5.248m) steigen. Diese Touren kannst du meist direkt mit dem Guide buchen, mit dem du auch den Chimborazo besteigst.

Wir empfehlen dir, den Tag vor der Chimborazo-Besteigung als Ruhe-Tag zu nutzen.

Was musst du mitnehmen für die Chimborazo Besteigung?

Das gesamte Wander-Equipment bekommst du von deinem Guide gestellt. Probiere die Ausrüstung vorher unbedingt an. Es ist wichtig, dass dir alles gut passt.

Ausrüstung, die du vom Guide bekommst

  • Klettergurt
  • Wasserdichte Hose
  • Dicke Jacke und Pullover
  • Winterschuhe
  • Dicke Socken
  • Stirnlampe
  • Handschuhe
  • Mütze
  • Helm
  • Steigeisen
  • Eispickel
  • Wanderstöcke
  • Schlafsack

Das musst du selbst mitbringen

  • Snacks (Mahlzeiten in der Hütte sind inklusive)
  • Wasserflasche
  • Toilettenpapier
  • Wanderklamotten
  • Wanderrucksack

Unser Chimborazo Erfahrungsbericht

Jetzt geht es aber los mit unserem Erfahrungsbericht über die Chimborazo-Besteigung.

Anreise zum Chimborazo und die Unterkunft

Refugio Carrel am Chimborazo
In der Carrel Hütte haben wir vor dem Aufstieg übernachtet

An Tag 1 der Chimborazo Besteigung sind wir um 9:30 Uhr morgens mit unserem Guide in Baños losgefahren. Das gesamte Equipment haben wir vorher anprobiert und gemeinsam gepackt, sodass auch ja nichts fehlte.

Dann sind wir mit dem Auto etwa 3 Stunden bis zum Refugio Carrel am Chimborazo gefahren. Um 12:30 Uhr sind wir an der Hütte angekommen, die auf 4.800 Metern liegt.

Dort haben wir eine Kleinigkeit gegessen und haben eine Wanderung zur Laguna Condor Cocha gemacht. Die Lagune liegt auf 5.100 Metern und der Weg vom Refugio Carrel ist etwa 1,3 Kilometer lang. Um 17:30 Uhr haben wir ein Abendessen in der Hütte bekommen.

Nachdem wir noch den unfassbar schönen Sonnenuntergang gesehen haben, ging es direkt ins Bett. Unseren Wecker mussten wir für 22 Uhr stellen, die Wanderung startet nämlich bereits ganz früh in der Nacht.

Schlafen konnten wir nicht. Dafür waren wir zu aufgeregt und es gab zu viele Schnarchnasen in der Hütte.

Der Aufstieg zum Chimborazo

Der Gipfel des Chimborazos am Morgen
Das Ziel der Wanderung ist der schneebedeckte Gipfel des Chimborazos

Um 22:30 Uhr sind wir von der Hütte aus gestartet. Nach einem schnellen Kaffee und ein paar Keksen ging es hinein in die Ausrüstung: dicker Pulli, Winterjacke, die wasserdichte Hose über die Wandersachen und die Schneeschuhe an die Füße.

Dazu der Klettergurt, Handschuhe, Mütze, Helm, Stirnlampe, Wanderstöcke und los geht’s. Der Rest des Equipments kommt in den Wanderrucksack.

Die erste Etappe ist ein steiniger Wanderweg. Knapp 3 Kilometer geht es bergauf, bis du zu einem Campingplatz auf 5.300 Meter Höhe gelangst.

Unser Tipp: Gehe den ersten Abschnitt langsam, auch wenn es dir nicht so anstrengend vorkommt. Du brauchst deine Energie für das Ende der Wanderung.

Am Campingplatz seilst du dich dann an deinen Guide an, streifst dir die Steigeisen unter die Schuhe und nimmst die Eispickel in die Hand. Ab dann läufst du nämlich größtenteils auf Schnee und Eis.

Ab jetzt wird es auch richtig anstrengend. Es geht fast die ganze Zeit sehr steil bergauf und das etwa 900 Höhenmeter lang. Der erste Part ist noch ein wenig abwechslungsreicher, hier läufst du zum Teil auf Eis, auf Geröll und musst auch kurz klettern (ist aber nicht schwierig).

Danach geht es gefühlt unendlich lang eine Schneewand hinauf – zwischendurch ist sie so steil, dass du auf Händen und Füßen läufst. Je weiter nach oben du kommst, desto langsamer kommst du voran. Du bist kaputt, dir geht der Atem aus und die Beine werden schwerer und schwerer.

Das ist der kritischste Teil der Wanderung, denn du fängst an zu zweifeln, ob du es wirklich schaffst. Nichts ist an diesem Punkt so wichtig wie mentale Stärke und Wille. Die Hälfte aller Wanderer, die mit uns gestartet sind, sind hier irgendwann umgedreht.

Wir waren ehrlich gesagt auch kurz davor, aufzugeben. Denn spätestens, wenn du die 6.000 Meter Grenze erreichst, kommst du im Schnitt nur noch 10 Schritte voran, bevor du schnappatmend eine Pause einlegen musst. Du hast das Gefühl, du kommst überhaupt nicht vorwärts und ein Ende ist auch nicht in Sicht.

Der Gipfel

So sieht der Sonnenaufgang oben vom Chimborazo aus
So sieht der Sonnenaufgang oben vom Chimborazo aus

Wir wissen immer noch nicht wie, aber irgendwie haben wir es zum Sonnenaufgang auf den Gipfel Veintimilla geschafft. Ziemlich genau 8 Stunden waren wir unterwegs.

Der Chimborazo besteht aus zwei Gipfeln: dem Veintimilla auf 6.228 Metern und dem Whymper auf 6.263 Metern. Wir waren auf dem ersten Gipfel bereits so fertig, dass wir nicht mehr zum zweiten Gipfel gelaufen sind. Zudem war es auch schon recht spät.

Wenn du zu spät absteigst (deshalb startest du so früh in der Nacht), knallt bereits die Sonne auf den Chimborazo und der Weg wird gefährlicher, da dann eine höhere Lawinengefahr besteht.

Auch wenn wir es gerne zum höchsten Punkt geschafft hätten, waren wir vollkommen glücklich, denn die Sicht vom Veintimilla ist absolut beeindruckend. Du befindest dich auf einer schneebedeckten Landschaft über den Wolken und dort die Sonne aufgehen zu sehen, ist einfach nur wow!

Leider wird dir oben schnell kalt, denn es herrschen Minusgrade und es ist windig. Daher geht es recht zügig wieder runter.

Der Abstieg zurück zur Hütte

Landschaft beim Chimborazo
Beim Abstieg siehst du die schöne Landschaft um den Chimborazo herum das erste Mal so richtig

Der Weg hinunter ist anstrengender, als du denkst. Da es steil hinab geht, merkst du deine Oberschenkel und die Luft ist gerade zu Beginn noch sehr dünn. Auf den Steigeisen hast du aber einen sehr guten Halt auf dem Schnee, sodass der Abstieg fix geht.

Da nun bereits helllichter Tag ist, siehst du den Wanderweg und die beeindruckende Landschaft jetzt erst so richtig.

Nach etwa 3 Stunden Abstieg waren wir dann wieder an der Schutzhütte. Hier gab es ein leckeres, wohlverdientes Frühstück. Dann hieß es nur noch Sachen packen, ab ins Auto und zurück nach Baños. Dort sind wir todmüde ins Bett gefallen.

Unser Fazit zu der Chimborazo Besteigung

Wir würden jederzeit wieder auf den Chimborazo steigen und können die Wanderung jedem empfehlen, der hohe Berge und anspruchsvolle Aufstiege liebt.

Das Tolle ist, dass der Weg technisch nicht schwierig ist. Die Höhe und die Anstrengung sind mit Abstand die größte Herausforderung. Der Aufstieg fordert dir alles ab, aber das Gefühl, wenn du oben angekommen bist, ist unbeschreiblich.

Für uns war die Besteigung eine einzigartige und wunderschöne Erfahrung!